Der erste VAR-Härtetest

Erste Übungseinheiten unter Live-Bedingungen für ÖFB-Referees

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© ÖFB | Paul Gruber var-seminar-nov2020-04

>>> Hinweis: Ein ausführliches Video über das VAR-Seminar gibt es unter: oefb.tv <<<

Zur Saison 2021/22 wird der Video Assistant Referee (VAR) in der Bundesliga eingeführt. Im November standen für 63 aktive Schiedsrichter und -assistenten die ersten Übungseinheiten unter Live-Bedingungen auf dem Programm.

Shortmatches, Incidents, Surrogate Matches: Die Programmpunkte, die die österreichische Schiedsrichter­elite beim VAR-Seminar absolvieren musste, klingen eher wie Zutaten aus einem Science-Fiction-Film. In Wahrheit sind es die ersten unerlässlichen Praxistests für die Unparteiischen und ihre Assistenten auf dem Weg zur Einführung des VAR im kommenden Sommer.

"Wir befinden uns derzeit im vorletzten Bereich der Ausbildung. Es fehlen uns nur noch die vollständigen Spiele", erklärt Österreichs FIFA-Referee Harald Lechner. Der Wiener ist einer jener Schiedsrichter, die bei internationalen Einsätzen bereits Erfahrungen mit dem VAR gemacht und schon im Rahmen einer UEFA-Schulung die Ausbildung absolviert haben. Unterschiede zwischen der UEFA-Ausbildung und jener, die gerade in Österreich läuft, gäbe es keine, so Lechner.

Herausfordernde Organisation

Die idealen Bedingungen für die Ausbildung mitzugestalten ist auch Aufgabe des technischen Partners Hawk-Eye.

Rick Stremmel, Project Manager VAR Austria bei Hawk-Eye, erklärt: "Es geht in erster Linie darum, dass die Schiedsrichter ein Gespür für das System bekommen. Wir profitieren natürlich jetzt von Erfahrungen, die wir bereits in anderen Ländern gemacht haben. Die Situa­tionen, die wir mit den Referees durch­gehen, sollen sie auf mögliche reale Spielbedingungen bestmöglich vorbereiten."

Für die sogenannten Incidents werden reale Spielsituationen von Teams nachgestellt, die dann von einem Schiedsrichterteam auf dem Feld und vom VAR entschieden werden müssen. Doch auch hier wurde durch die Corona-Pandemie die Organisation erschwert. "Wir brauchen für die Spielsituationen getestete Mannschaften, die sich zur Verfügung stellen. Der organisatorische Aufwand ist sehr groß, aber ich glaube, wir haben das sehr gut hinbekommen", so Ali Hofmann, Project Manager VAR beim ÖFB. Das gesamte Seminar wurde unter den strengen Richtlinien des Präventionskonzepts durchgeführt.

Auch Andreas Holzer, der VAR Project Manager vonseiten der Bundesliga, ist mit dem Seminar zufrieden. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der technischen Umsetzung des Prestigeprojekts: "Dafür, dass wir es das erste Mal gemacht haben, ist es wirklich problemlos gelaufen. Technisch hat ab dem ersten Tag zu 95 Prozent alles funktioniert."

Holzer, Hofmann und Stremmel sind operativ an der VAR-Einführung in Österreich federführend beteiligt.

Kommunikation ist alles

Während sich alle Beteiligten einig sind, dass der Fußball in Österreich durch den VAR künftig ein Stück gerechter werden wird und die heimischen Schiedsrichter dadurch an internationaler Reputation gewinnen, sehen sich die Aktiven selbst auch vor ganz neue Herausforderungen gestellt.

"Ich glaube, die größten Herausforderungen sind die Abstimmung und die Kommunikation zwischen dem Team auf dem Platz und dem VAR", erklärt FIFA-Assistentin Sara Telek. Ihr Kollege Lechner pflichtet ihr bei: "Als Schiedsrichter auf dem Platz muss ich dem VAR mitteilen, was ich gesehen habe und was ich entscheide. Nur so weiß er vor dem Monitor überhaupt, was er überprüfen muss."

Durch die Überprüfung einer Sequenz durch den VAR – zu sehen bereits in anderen Ligen oder Wettbewerben, wo der VAR im Einsatz ist – können Wartezeiten entstehen. Auch das ist ein Faktor, den es für die Schiedsrichter zu beachten gilt, so FIFA-Referee Manuel Schüttengruber: "Es ist eine komplett andere Spielleitung als vorher. Spieler und Trainer werden unruhig, wenn eine Szene gecheckt wird. Das kann Druck aufbauen, aber damit muss man umzugehen lernen." Im Endeffekt ginge es nur darum, dass die korrekte Entscheidung getroffen werde, sagt er weiter.

Positives Fazit

„Wenn wir die Zeit, die wir noch haben, weiter so gut nutzen, dann sind wir auf die Einführung bestens vorbereitet.“ Robert Sedlacek

"Zu Beginn ist es eine sehr ungewohnte und herausfordernde Situation für die Schiedsrichter, die es unter Realbedingungen zu verinnerlichen und zu trainieren gilt. Dass man nun jede Entscheidung dem VAR mitteilen und während der Spielleitung quasi dauernd kommunizieren muss, das muss in Fleisch und Blut übergehen“, sagt Robert Sedlacek, Vorsitzender der Schiedsrichterkommission.

Alle Beteiligten ziehen ein durchwegs erfreuliches Fazit nach dem vierten VAR-Seminar. "Das Feedback war sehr positiv. Man hat gemerkt, dass die Schiedsrichter darauf brennen, dass sie in der Live-Situa­tion üben können. Man merkt, dass alle Beteiligten große Fortschritte machen. Wenn wir die Zeit, die wir noch haben, weiter so gut nutzen, dann sind wir auf die Einführung bestens vorbereitet“, ist Sedlacek optimistisch.

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