
Gregoritsch: "Wir können noch etwas erreichen"
Der U21-Teamchef im ausführlichen Interview

Das U21-Nationalteam (JG 2002) bereitet sich aktuell auf das freundschaftliche Länderspiel am Freitag (19:00 Uhr, live in ORF Sport+) vor. Dann trifft die Auswahl von Teamchef Werner Gregoritsch in der ERGO Arena in Wiener Neustadt auf die Alterskollegen aus Schottland.
Der Teamchef hat dabei sein Aufgebot kräftig durchgewürfelt. Vom letzten Lehrgang im März, der mit dem 2:2 gegen Zypern so enttäuschend geendet hat, sind nur zehn Spieler übrig. Dazu kommen acht Debütanten und fünf Spieler, die in der Vergangenheit bereits Teil der U21 waren, im März aber fehlten.
Im Interview spricht Gregoritsch über den laufenden Lehrgang, seine Erwartung an die neuen Spieler und seine Gedanken zur EURO-Quali.
Es ist der erste Lehrgang nach dem enttäuschenden 2:2 in Ried gegen Zypern. Wie sehr hängt dieser Rückschlag noch nach und wie ist die Stimmung beim laufenden Lehrgang in Bad Tatzmannsdorf?
Gregoritsch: Die Stimmung im Team passt, die neuen Spieler haben sich gut eingefügt, bringen eine gute Energie mit. Natürlich beschäftigen wir uns noch mit dem Zypern-Spiel, weil es einfach eine enttäuschende Leistung von uns war. Das arbeiten wir mit den Spielern, die damals dabei waren, auf. Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir die Lehren aus diesem Spiel ziehen.
Was sind die Lehren des Teamchefs?
Wir haben zuvor eine ansprechende Leistung gegen ein sehr starkes dänisches Team abgeliefert, gegen Zypern dann aber leider zu viele entscheidende Eigenschaften vermissen lassen. Uns haben im Spielaufbau der Mut und die Kreativität gefehlt. Dazu kommt, dass uns der Knipser vor dem Tor fehlt. Wir haben das als Team gut aufgefangen und sind sehr gefährlich nach Standards, aber aus dem eigenen Ballbesitz heraus, müssen wir einfach konkreter werden.
Das Team hat mit dem Sieg gegen Frankreich für Aufsehen gesorgt, stand aber nach der Niederlage in Slowenien und dem X gegen Zypern schwer in der Kritik.
Dass Kritik kommt, wenn man in zwei Spielen gegen Zypern nur zwei Punkte holt, ist irgendwo nachvollziehbar. Trotzdem haben wir mit diesem Jahrgang seit September 2022 zwei Niederlagen erleiden müssen, davon nur eine in einem Pflichtspiel, haben Frankreich geschlagen. Die Kritik ist in meinen Augen nicht fair gegenüber den jungen Spielern, weil sie mehrfach gezeigt haben, welches Potenzial in ihnen steckt.
Trotzdem ist die Ausgangslage in der Quali schwierig. Worauf wird es jetzt ankommen?
Wir sind uns der Ausgangslage natürlich bewusst und haben uns selbst in diese Lage gebracht. Ich bin überzeugt, dass wir noch etwas erreichen können. Darum ist dieser Lehrgang jetzt auch so wichtig, weil wir ihn nutzen, um neue Spieler zu scouten.
13 Veränderungen wurden im Aufgebot vorgenommen. Was waren die Überlegungen?
Es gibt einfach Positionen, auf denen wir Schwächen haben. Da versuchen wir, Alternativen zu finden. Die Situation ist für den Kopf nicht einfach, weil die Ausgangslage eben schwierig ist. Daher brauchen wir die Mentalität und Spieler, die daran glauben noch etwas bewegen zu können. Wir müssen in jeder Phase des Spiels bereit sein, das Ruder noch einmal herumzureißen.
Viel Zeit bleibt nicht. Am Freitag wartet bereits das Spiel gegen Schottland.
Ich spüre bei allen Spielern das Feuer und diese Bereitschaft, sich für dieses Team zu zerreißen. Wenn ich die Trainingseinheiten hernehme, dann bereitet es mir eine unheimliche Freude, wenn ich diesen Willen bei den Burschen sehe. Schottland wird ein richtig harter Gegner, aber mit einer guten Leistung, können wir uns Selbstvertrauen für die weiteren Aufgaben holen.
Welchen Eindruck haben die neuen Spieler bisher hinterlassen?
Sie machen alle ihre Sache richtig gut. Luca Pazourek und Benjamin Böckle sind beides richtig gute Außenverteidiger, die die Linie rauf und runter marschieren. Justin Omoregie hatte viel Verletzungspech, bringt aber alles mit, um ein großartiger Kicker zu werden. Michi Glück ist ein richtig unangenehmer Gegenspieler, gegen den kein Stürmer gerne spielt. Alex Briedl präsentiert sich richtig gut im Training, ist ebenfalls eine spannende Personalie. In der Offensive weiß man um die Fähigkeiten von Zeteny Jano. Der uns fußballerisch sehr gut tut. Luka Reischl hat viel Potenzial und den richtigen Riecher vor dem Tor und Namory Cisse hat seine Qualitäten hier schon gezeigt. Wenn er Raum hat, ist er nicht zu halten. Es ist wirklich eine spannende Geschichte.
Also stimmt das Teamklima?
Absolut. Wir hatten am Dienstag einen besonderen Trainingsgast. Einen kleinen Jungen, der gegen eine schwere Erkrankung gekämpft hat und mittlerweile, zum Glück, fast geheilt ist. Wenn ich sehe, wie meine Spieler mit dem Burschen umgegangen sind, dann ist das der größte Sieg, den man erreichen kann.